Was wurde nicht Alles geschrieben und spekuliert. Vergleiche mit der Leica mussten genauso herhalten wie der Vergleich mit vielen weiteren Retro-Legenden. Meiner Ansicht nach scheiden sich an der Fuji FinePix X100 die Geister, diese Kamera polarisiert vermutlich mehr als andere aktuelle Modelle.
Der erste Eindruck ist – Wow, was für eine Schönheit im Einerlei des gegenwärtigen Kameradesigns. Ein Sucher, der funktioniert wie ein Sucher und der nichts vermissen lässt, Bedienelemente die sinnvoll angeordnet sind und nach kurzer Eingewöhnungszeit (relativ) flüssiges Arbeiten ermöglichen. Wenn die FAZ über das Design der Kamera schreibt: “Es gibt nur eine moralisch einwandfreie Haltung zur X100: Man will diese exzellente Kamera ihrer eigenen Werte wegen, bedauert aber ständig, dass sie in das Kleid einer Leica von gestern gesteckt worden ist” kann ich nur dazu erwidern – DANKE FUJI!.
Leider hat die Schöne auch ihre Macken, über die in vielen Foren bereits ausführlich berichtet wurde. Manche davon sind subjektiv wie “ich hätte gerne eine kleine Hosentaschen-Kamera, aber die Buttons sind mir zu klein”, machche davon sind berechtigt.
Die Menüführung hätte von Fuji wesentlich eleganter gelöst werden können und viele X100-User warten vermutlich sehnlichst auf ein Firmware-Update, welches dies endlich beheben könnte. Das “Leder” Finishing der Kamera fühlt sich nicht sonderlich hochwertig an, hier hätten die Fuji-Techniker sicherlich von den Retro-Vorbildern lernen können. In solchen Momenten nehme ich dann meine wunderschöne Contax G2 in die Hand und frage mich, ob so etwas Schönes jemals in digitaler Form auf den Markt kommen wird.
Die Autofokus-Geschwindigkeit liegt deutlich hinter der Konkurrenz aber die Domäne, in der die X100 punkten kann, ist die Bildqualität.
Die Bildqualität und die Gehäusegröße sind das unschlagbare Argument für mobile Fotografen, die mit der Reduktion auf die 35 mm Brennweite leben können. Daß dies nicht immer einfach ist, kann ich durchaus bestätigen. Wenn man als Fotograf gewohnt ist, mit einem Brennweitenbereich von 18 – 300 mm arbeiten zu können, vermisst man erst mal einiges. Wenn man dieses Equipment aber bei einer stundenlangen Wanderung oder einem längeren Städtetrip gegen die X100 tauscht, vermisst man (fast) nichts sondern freut sich über eine Art der Fotografie, die man fast nicht mehr kennt.
Einer der Punkte, die ich am meisten schätze ist der, daß man mit der X100 einfach nicht wahrgenommen wird, sondern sofort als “Knipser” deklariert und nicht weiter beachtet wird. Das ist mir mit meiner D700 bisher noch nie passiert …
Damit ist die Kamera naherzu perfekt für die Streetfotografie, nur der Autofokus dürfte noch etwas treffsicherer und schneller sein.
Der bisher größte Wehrmutstropfen war, daß ich die Kamera bereits zwei Wochen nach Erhalt bereits wieder bei Fuji einsenden musste, denn ich hatte einer dieser Kameras gekauft, die vom “sticky blades” Problem betroffen war. Das Objektiv wurde zwar schnell und unbürokratisch getauscht, aber ich hätte mir von Fuji doch etwas mehr Offenheit gewünscht. Die einzigen Informationen hierzu waren in englischsprachigen Foren zu finden, von Fuji gab es hierzu leider nie ein offizielles Statement.
Fazit: Ich hatte die Kamera erst vor Kurzem wieder bei einer einwöchigen Reise im Einsatz und es macht nach wie vor Spaß, mit ihr zu fotografieren (Fotos demnächst). Ich bin sehr gespannt, was die Fuji X-Pro 1 bringen wird und hoffe, daß Fuji aus den anfängliches Fehlern gelernt hat.
Mal sehen, wer mehr Durchsetzungsvermögen hatte, Marketing oder Techniker …